Biotechnologie in Österreich

Biotechnologie in Österreich

Die Life Sciences[1] und insbesondere das Spezialgebiet Biotechnologie haben sich als Wissenschaftsfeld, aber auch als wirtschaftlicher Sektor über die letzten fünfzehn Jahre mit einer enormen Dynamik weiterentwickelt. Hochdurchsatzgeräte generieren Genom- bzw. Proteindaten in immer kürzerer Zeit und modernste Computer- und Informationstechnologien erlauben die Integration und Auswertung dieser großen Datenmengen und führen zu neuen Erkenntnissen. All diese Entwicklungen tragen insbesondere zum Fortschritt in Molekularbiologie, Medizin, Pharmazie und Medizintechnik bei und finden Ihren Niederschlag in einschlägigen Patenten, die wiederum Grundlage für innovative Produkte im Gesundheitsbereich - wie lebensrettende Medikamente - sind.

Diese rasanten technologischen Entwicklungen sind dafür verantwortlich, dass der Biotech- und Pharmasektor eines der konstant und empirisch belegbar wachsenden Wirtschaftssegmente darstellt. Der Life Sciences Sektor ist im Vergleich zu anderen innovativen Sektoren der mit Abstand innovationsfreudigste, weist mit 14,4% die höchste Forschungsquote auf und trägt mit 2,8% des BIP maßgeblich zur nationalen Wertschöpfung bei. Heimische Life Science-Unternehmen investieren jährlich fast 1 Mrd. € in F&E, das entspricht fast jedem 6. Euro, der von privater Seite in F&E investiert wird. Zusätzlich zeigen auch Ansätze zur Bioökonomie insbesondere im Feld der biobasierten Industrie steigende Forschungsaktivitäten, wobei insbesondere Bioraffinerien und biochemische Synthese auch der Biotechnologie zugerechnet werden können. Gesellschaft und Politik setzen große Hoffnungen in die Bioökonomie als Beitrag zur Lösung des Energieproblems und damit auch zur Bekämpfung des Klimawandels.

Der Life Science Report 2015 weist 823 Unternehmen in den Life Sciences Subsektoren Biotechnologie, Pharma und Medizintechnik mit einer Beschäftigtenzahl von 52.000 Angestellten aus. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 19,11 Mrd. €, der zu 61% im Biotechnologie- und Pharmasektor erwirtschaftet wird, der Medizintechniksektor trägt 39% zum Gesamtumsatz bei. Biotechnologisch aktive Unternehmen – wozu mittlerweile auch ein beträchtlicher Teil der Pharmaunternehmen zählt – erwirtschafteten 2014 einen Umsatz von 4,43 Mrd. €, weitere 198 Mio. € entfallen auf die 116 ausschließlich der Biotechnologie zuzuordnenden Start-Up-Unternehmen. Klassische Pharmaunternehmen erwirtschafteten 1,1 Mrd. €, Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen 707 Mio. €. Inklusive des Umsatzes aus dem Handel / Vertrieb von Biotechnologie- und Pharmaprodukten von weiteren 5,22 Mrd. € beträgt der Gesamtumsatz der Biotechnologie- und Pharmaunternehmen 11,65 Mrd. €. Die Hauptstandorte des Biotechnologie und Pharmasektors entsprechend der Umsatzzahlen sind Wien, gefolgt von Oberösterreich, Tirol und der Steiermark.

 

 [1] Das hier verwendete Begriffsverständnis von Life Sciences fokussiert vorwiegend auf den Gesundheitsaspekt und somit auf Forschung, Entwicklung und Anwendung in der me­dizinischen und molekularen Biologie und Biotechnologie (rote Biotechnologie), (Bio-)Medizin, der Pharmazie und der teilweise ebenfalls biotechnologische Methoden anwendenden Medizintechnik. Darüber hinaus finden sich in der Agrar- und industriellen Biotechnologie andere wichtige Biotech-Anwendungen im Zusammenhang mit nachhaltiger Ressour­cenverfügbarkeit sowie Ernährungs- und Energiesicherheit.

Die Austrian Biotech Industry

Die Austrian Biotech Industry (ABI) hat zum Ziel, das Potenzial und die Bedürfnisse der Biotechnologie der Öffentlichkeit sowie Entscheidungsträgern nahe zu bringen. Die Plattform mit Sitz im Fachverband der chemischen Industrie versammelt etablierte Unternehmen gleichermaßen wie "Biotechnologie-Start-Up"-Unternehmen.

Das nachhaltige Wachstum dieses dynamischen Wirtschaftszweiges hängt von Investitionen in Forschung und Entwicklung ab. Begleitend dazu müssen die entsprechenden wirtschafts- und wissenschaftspolitischen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Aktuelle Aktivitäten der ABI betreffen vor allem die Forschungsförderung und das Patentrecht. Auch setzt die ABI sich dafür ein, dass ausreichend Risikokapital für innovative Unternehmen zur Verfügung steht. Weiter bietet die ABI fundierte wissenschaftliche Informationen zur ausgewogenen Meinungsbildung an.

Life Science Directory

Das Life Science Directory der FFG und AWS listet alle einschlägig tätigen Unternehmen und ermöglicht die Suche nach verschiedenen Kriterien, wie zum Beispiel Tätigkeitsfeldern.